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Lou Andreas-Salomé  1861 - 1937

Sie ist die erste Psychoanalytikerin, die in Göttingen lebte und praktizierte.

Lou Andreas-Salomé war längst eine bekannte Schriftstellerin, die mit ihren literarischen Werken und Texten zu Religion, Philosophie und Kulturwissenschaft bereits vielbeachtet war, als sie 50-jährig zur Psychoanalyse fand. Sie war eine der ersten Frauen, die sich dieser jungen und damals eher suspekten Bewegung angeschlossen haben. Für Lou Andreas-Salomé wurde sie zum Wendepunkt ihres Lebens. Viele Jahre später leitete sie ihren Aufsatz zu Freuds 70. Geburtstag mit den Worten ein:

 

"Im Rückerinnern will mir scheinen, als ob mein Leben der Psychoanalyse entgegengewartet hätte."

 

vgl. Andreas-Salomé, Lou: "Mein Dank an Freud".Aufsätze und Essays, Bd. 4: Psychoanalyse, hrsg. von Brigitte Rempp und Inge Weber, Verlag MedienEdtion Welsch, Taching am See 2012, S. 369f.

 

"Wer ihr begegnete, vermochte sich dem Reiz dieser Persönlichkeit nicht zu entziehen. Nachgerade stereotyp fielen die Komplimente aus. Stets aufs neue nämlich rühmte man an Louise von Salomé - seit dem 26. Lebensjahr in sexuell nie vollzogener Ehe mit dem Orientalisten Friedrich Carl Andreas verheiratet - ihren » scharfen, klaren Verstand« (so Paul Deussen [...]), den »königlichen Geist«(so Felix Salten), nannte sie »ein Genie«(so Peter Gast [...]), wo nicht gar »das begabteste, nachdenkenste Geschöpf, das man sich denken kann«(so Friedrich Nietzsche [...]), oder »ein ganz außerordentliches Wesen«(so unisono Ferdinand Tönnies [...], Rainer Maria Rilke, Viktor von Weizäcker und Sigmund Freud)."  

aus dem Nachwort von Hans-Rüdiger Schwab in: Lou Andreas-Salomé, Im Kampf um Gott, hrsg. von Hans-Rüdiger Schwab, München: dtv 2007

Ausführliche Informationen zu Leben und Werk von Lou Andreas-Salomé mit ausführlicher Biobliographie ihrer Werke und aktueller Sammlung von Sekundärliteratur finden Sie unter der Website der MedienEdition Welsch

"Loufried"- Ausstellung

 

"Loufried" wurde das Haus genannt, in dem Lou Andreas- Salome in Göttingen lebte. Das Haus am Hainberg in Göttingen konnte nach 1974 privat nicht mehr von den Nachkommen erhalten werden und musste verkauft werden. 1976 erfolgte leider der Abriss.

Die Großnichte Frau Gudrun Bautzmann hat inzwischen aber in ihrem Wohnhaus mit verbliebenen Gegenständen und Erinnerungen aus dem Familienbesitz ein Museumszimmer eingerichtet, das nach Absprache besichtigt werden kann. Weitere Informationen finden Sie in diesem Flyer.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Leben und Schaffen von Lou Andreas- Salomé finden Sie auf der folgenden externen Homepage: www.lou-andreas-salome.de

Mit den nachfolgenden, immer wieder neu ausgewählten Zitaten möchten wir Ihre Neugier und Interesse für die Arbeit, die Gedanken und Schriften von Lou Andreas-Salomé wecken:

 

"So handelt es sich um ein Doppelergebnis von Geben und Nehmen, indem das Forschungsziel nur erreichbar wird auf Grund eines Erlebens von Mensch zu Mensch, und dies Erleben seinerseits doch nur als der Erfolg forscherischer Objektivität. Sieht der Analytiker dann, am Ende seiner Arbeit, wenn sie wahrhaft erfolgreich war, den Davonschreitenden vor dem eröffneten Tor, das ins Leben des Tages zurückführt, dann stellt er sich wohl einmal die stille Frage: « würdest auch du das haben überwinden und leisten können?» um so mehr, als ihm aufgehen mußte, wie oft ein Sturz ins Neurotische seine Voraussetzungen in feinsten seelischen Ehrgeizen und Überanstrengungen hat."

Lou Andreas-Salomé, Mein Dank an Freud, Wien: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1931; in: Lou Andreas-Salomé, Aufsätze und Essays « Mein Dank an Freud» Band 4: Psychoanalyse, hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Brigitte Rempp und Inge Weber, Taching am See: MedienEdition Welsch 2012, S. 177

 

"Wo eine Analyse sich voll auswirkte, da wird sie deshalb dem Genesen zu einer verstärkten Vision von seiner eigenen Gestaltungsmöglichkeit. Die Heimkehr zu sich vollzieht sich ihm als zu etwas, was wohl er ist, aber auch mehr ist als er: das erhebt sich ihm gestalthaft, um aus Vergessenstem, Urvertrautestem, in ihm nun erst Auftrieb zu werden zu persönlichem Eigenleben."

Lou Andreas-Salomé, Mein Dank an Freud, Wien: Internationaler Psychoanalytischer Verlag 1931; in: Lou Andreas-Salomé, Aufsätze und Essays « Mein Dank an Freud» Band 4: Psychoanalyse, hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Brigitte Rempp und Inge Weber, Taching am See: MedienEdition Welsch 2012, S. 180

 

" (...) die Jahre von 1922 bis zu ihrem Tod 1937. Es ist die Zeit der Konsolidierung ihres psychoanalytischen Selbstverständnisses in Theorie und Praxis, die sich nunmehr wechselseitig befruchten. Freud gegenüber erweist sich Andreas-Salomé nunmehr weniger als fragende Schülerin, sondern mehr als gleichberechtigte, kompetente Kollegin, die ihren eigenen Behandlungsstil gefunden sowie eigene Ideen, beispielsweise zur weiblichen Entwicklung, anzubieten hat."

Manfred Klemann, » Wo Rauch ist, da ist Feuer« Die psychoanalytische Praxis der Lou Andreas-Salomé, in: Ihr zur Feier. Lou Andreas-Salomé. Interdisziplinäres Symposium aus Anlass ihress 150. Geburtstages, hrsg. vom Lou Andreas-Salomé Institut Göttingen, Taching am See: MedienEdition Welsch 2012, S. 149

 

"Im Jahre 1928 hatte sich Lou Andreas-Salomé dezidiert mit dem weiblichen Ödipuskomplex auseinandergesetzt. Die Arbeit trug den nahezu reißerisch anmutenden Titel » Was daraus folgt, dass es nicht die Frau gewesen ist, die den Vater totgeschlagen hat« . Lou Andreas-Salomé reihte sich damit in die Gruppe der Psychoanalytikerinnen ein, die an dem einseitig männlich ausgerichtetem Ödipus-Komplex Kritik übten und statt dessen Modifizierungen gefordert hatten, die den weiblichen Besonderheiten gerecht würden."

Manfred Klemann, » Wo Rauch ist, da ist Feuer« Die psychoanalytische Praxis der Lou Andreas-Salomé, in: Ihr zur Feier. Lou Andreas-Salomé. Interdisziplinäres Symposium aus Anlass ihress 150. Geburtstages, hrsg. vom Lou Andreas-Salomé Institut Göttingen, Taching am See: MedienEdition Welsch 2012, S. 145

 

"Es ist ganz unverkennbar wie Sie mir jedesmal voraneilen und mich ergänzen, wie Sie sich seherisch bemühen, meine Bruchstücke zum Bau zu ergänzen."

Sigmund Freud an Lou Andreas-Salomé, in: Freud, Sigmund, Andreas-Salomé, Lou: Briefwechsel, hrsg. von Ernst Pfeiffer, Frankfurt: 1966, S. 68